Sonnenberg «unterirdisch überleben»
5. und 12. November 2025
Bei strahlendem Wetter fuhren wir durch das nicht allen bekannte Ruedertal, über Beromünster direkt zum Eingang der grössten Zivilschutzanlage der Welt.in Luzern.
Nach einem freundlichen Empfang ging es gleich 200 Meter durch einen Stollen hinunter. Je weiter wir gingen, desto deutlicher wurde: Hier unten herrscht ein eigener Kosmos. Einer, in dem Türen nicht einfach Türen sind – sie wiegen gefühlt 100 Kilo und könnten problemlos als Wanddekoration im Fitnessstudio dienen. Öffnen und schliessen nur für Fortgeschrittene.
Der technische Teil zeigte schnell, dass die Schweiz ihre Anlagen mit dem gleichen Perfektionismus baut wie ihre Uhren: Luftfiltersystem gross genug, um einen Tornado einzusaugen – oder zumindest 20’000 Menschen mit Sauerstoff zu versorgen. Dieselgeneratoren brummen wie ein zufriedener Traktor und könnten bei Bedarf ein ganzes Bergdorf beleuchten. Die Sanitäre Anlagen: funktional, charmant schlicht – sagen wir so, man bleibt lieber nicht zu lange sitzen. Schlafräume: vierstöckige Betten in Reih und Glied. Privatsphäre? Nur wenn man sich in eine Bettdecke einrollt und so tut, als schlafe man.
Spannend wurde es im alten Sanitätsbereich. Dort, wo früher im Ernstfall operiert worden wäre, hängen noch Lampen im Stil „70er-Jahre-Arztpraxis“ und Instrumentenschränke, die aussehen, als hätten sie schon fünf politische Systeme überstanden. In der «Grossküche» sind weniger Kochkessel zusehen als in den heutigen modernen Zivilschutzanlagen. Das Essen wurde nur für die Zivilschützer und die Kranken zubereitet. Meistens in Wasser angerührtes Trockenpulver. Jedermann/Jedefrau war für seine Verpflegung selbst verantwortlich. So humorvoll manches Detail wirkt – der Besuch hinterlässt auch ernsthafte Gedanken. Wie hätte es sich angefühlt, hier mit hunderten Menschen tagelang auszuharren? Was bedeutet Privatsphäre, wenn sie vollständig verschwindet? Und wie beruhigend ist es zu wissen, dass die Schweiz selbst im Worst Case einen Plan hatte? Auch wenn die Übung «Ameise» für den Ernstfall nüchtern ausfiel. Der Rundgang zeigte: Zivilschutzanlagen sind technische Meisterleistungen – und gleichzeitig stille Mahnmäler einer Zeit, die von Unsicherheit geprägt war. Man spürt in jedem Raum, dass die Anlage nicht für Wellness, sondern fürs Überleben gedacht ist. Oder anders gesagt: Hier unten ist niemand freiwillig länger als nötig.
Nach 2 Stunden der interessanten Führung stiegen wir wieder an die Erdoberfläche. Dankbar atmeten wir die frische Luft ein und erfreuten uns am Tageslicht. Jeder mit seinen Gedanken beschäftigt, führte uns Florian in eine andere Welt. Das Restaurant Stadtalp in Emmenbrücke, dort wo das ganze Jahr Alpenchic ist lud uns zum Geniessen eines feinen Fondue oder Raclette ein. Begleitet von einem süffigen Weisswein, direkt vom Schloss Heidegg, liessen wir den Abend im ChäsChalet gemütlich ausklingen. Während draussen die Nacht hereinbrach, wurden einige vom sanften Brummen des
Cars in den Schlaf gewiegt. Florian übernahm mit seiner ruhigen, kompetenten Art das Steuer und führte uns an die Einstiegsorte zurück. Danke Flo.
Veronika Saxer
Vorstandmitglied







